Am Maultiertag in Grüsch 1999 präsentierte Hans Beglinger seinen Mauleselwallach Donado. Christian Steingruber kündigte dies mit den Worten an ,Sie sehen nun etwas, was es eigentlich nicht gibt und was für die Schweiz einmalig ist'. In einer kurzen Ansprache wies er auf die Unterschiede von Maulesel und Maultieren hin. Nachdem es in der Schweiz sehr wohl weitere Maulesel gibt und die gegebenen Informationen über Maulesel schlichtweg falsch waren, sehe ich mich veranlasst einige Fakten über den Maulesel auf den Tisch zu legen. |
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Text von Marianne Reinshagen, Foto Luzius Heinen |
Maulesel sind äusserlich von Maultieren nicht zu unterscheiden. Der eine Weg festzustellen, ob es sich um einen Maulesel oder um ein Maultier handelt, ist das Tier mit Eseln und Pferden auf die Weide zu stellen und zu beobachten, zu welcher Gruppe es sich hingezogen fühlt. Ein Maulesel geht immer zu den Eseln, ein Maultier gesellt sich zu den Pferden. Der andere Weg führt über das Labor: eine zytogenetische Untersuchung zeigt klar, ob es sich um einen Maulesel oder um ein Maultier handelt. Im Charakter gleichen Maulesel eher dem Esel, da sie mit der Eselstute aufwachsen und von ihr alles Wichtige lernen. Maultiere wachsen mit der Pferdestute auf und nehmen so eher Pferdeverhalten an. Maultiere und Maulesel haben 63 Chromosomen und sind unfruchtbar, zeigen jedoch ein absolut normales Sexualverhalten. Meine Mauleselstute Cierra lässt sich während der Rosse regelmässig von meinem Araberhengst Danzan decken. Maulesel sind schwierig zu züchten. Verschiedene unabhängige Studien haben gezeigt, dass Eselstuten weitaus seltener von einem Pferdehengst trächtig werden, als Pferdestuten von einem Eselhengst. Einerseits ist das unterschiedliche Sexualverhalten der beiden Equiden dafür verantwortlich. Andererseits spielt die unterschiedliche Chromosomenzahl (Esel = 62 bzw. 31 Paare, Pferde = 64 bzw. 32 Paare) eine Rolle. Es gilt als erwiesen, dass eine Empfängnis eher möglich ist, wenn die Chromosomenzahl des Hengstes niedriger ist. Somit ist die Maultierzucht einfacher als die Mauleselproduktion. An den Universitäten von Cambridge und Cornell wurden in einer 7jährigen Studie 51 Eselstuten 159x von 6 bewährten Pony- und Pferdehengsten während der Rosse gedeckt (50% Bedeckung an der Hand, 50% künstliche Besamung). In 125 Fällen entliess man die Eselstuten nach der Bedeckung zurück in die Herde in der Hoffnung auf eine normale Trächtigkeit. Viele Föten wurden resorbiert oder vorzeitig abgestossen. Nur 18 Stuten gebaren ein Fohlen, was einer Empfängnisrate von 14,4% entspricht. Bei den restlichen 34 Stuten wurde ein Embryotransfer vorgenommen, was in 5 Fällen (=14,7%) erfolgreich war. Bei der Zucht von Maultieren liegt die Erfolgsrate bei ca. 80%. Persönlich bin ich der Meinung, dass diese Resultate etwas anders aussehen könnten, wenn den sexuellen Bedürfnissen der Eselstute mehr Rechnung getragen würde. Konkret heisst dies, dass man der Eselin Gelegenheit für ausgiebige Liebesspiele geben muss. Sie will gejagt und umworben werden. Mein Wunsch wäre eine Studie mit einer Eselstutenherde in der ein Pferdehengst, der nie Pferdestuten gedeckt hat, das ganze Jahr frei mitläuft. Ich bin überzeugt, dass die Befruchtungsrate deutlich höher ausfallen würde, als in den oben erwähnten Studien. |
Meine Mauleselstute Cierra stammt aus Amerika. Sie wurde von Jean und Tom Chvapil von TJC Farms, Tucson, AZ gezüchtet. Die beiden ziehen - nebst Paso Peruanos - Maultiere und Maulesel aus Pasos, welche alle einen ungemein bequemen Tölt gehen. Auch Jean und Tom haben bezüglich der Zucht ähnliche Erfahrungen gemacht, wie die oben erwähnte Studie wiedergibt. Ihre Erfahrungen sind in einem Artikel im Brayer, dem Verbandsorgan der American Donkey and Mule Society erschienen und ich bin gerne bereit, interessierten Lesern eine Kopie zuzustellen. |
Quellenangaben:
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